Bild: Broschure zur Weltausstellung 1906 in Mailand, sämtliche ovale Bilder in der Folge entstammen dieser Broschure  


Vom Malzhandel zur Malzproduktion

Der Malzhandel begann 1801 mit der von Caspar Eckenstein-(Laederich) mit Falkeisen in Basel gegründeten Firma Falkeisen & Eckenstein, welche mit Hopfen, Gerste und Malz handelte. Zwei seiner 4 Kinder waren Zwillinge welch die Firma weiterentwickelten: Wilhelm (Brauerei) und: 


Eduard Eckenstein-Schermar übernahm 1832 die Führung des Handelsgeschäfts , welches er während 30 Jahren auch international stark ausbaute, bis er sich entschloss auch in die Malzfabrikation einzusteigen und die Malzfabrik Eckenstein in Basel in Betrieb nahm.

Eduard-Eckenstein-Schröter, sein älteste Sohn hat dann die Malzfabrik geerbt und 1890 die "Gesellschaft für Malzfabrikation AG" gegründet und langjährig als Direktor geführt und zur Blütezeit bis 1914 gebracht. 

Eduard war auch Mitgründer, Verwaltungsrat und Bankratspräsident der Basler Kantonalbank sowie auch im Verwaltungsrat der SBB.

Parallel dazu war er auch politisch engagiert als Grossrat 1881-1909 und Mitglied des Nationalrates 1887-1893.

Er profilierte sich auch fachlich als Buchautor u. a. zum Thema Malzqualität bei tiefen Kosten dank modernsten Produktionsmethoden und setzte diese in der Zeit seiner Führung von 1878 bis 1914 konsequent um.    


Eines seiner jüngeren Brüder Rudolf Eckenstein-Schmidt (1864-1922) war ebenfalls in der Geschäftsleitung








 Anschliessend sein Sohn Rudolf Eckenstein-Aemmer (1893-1965), der einige Jahre auch die Malzfabrik in Nitra in der Slovakei geleitet hat und Konsul  war und später in der Geschäftsleitung Dinglingen und im Malzhandel als letztes Familienmitglied während seiner gesamten beruflichen Tätigkeit bis etwa 1950 im Malzgeschäft aktiv und finanziell beteiligt blieb.

Über 4 Generationen waren somit im Bier und Malzgeschäft tätig.








DIE MALZFABRIKEN


MALZFABRIK ECKENSTEIN in BASEL

Erste Malzfabrik Eckenstein beim Bahnhof Basel

Unter Eduard Eckenstein-Schermar entstand 1862 and der St. Margarethenstrasse 15 in Basel die erste Malzfabrik der Firma auf dem Gelände des heutigen Bahnhofs.1870 trat dann sein Sohn Eduard Eckenstein-Schröter in die Firma ein nach seiner Ausbildung in Münchner und Wiener Brauereien. 

Bereits 1897 wurde dieser Standort mit einem Bauverbot gegen an sich nötige Erweiterungen auferlegt, da der Bedarf für die Bahn absehbar wurde. Damit war das Schicksal des Standortes besiegelt, 1901 wurde die Produktion stillgelegt und das Expropriationsverfahren zog sich bis Ende 1902 dahin.


MALTERIE FRANCO SUISSE IN LE PUY (F)

1881 wurde die erste Filiale im Ausland erbaut mit dem Namen "Malterie Franco-Suisse" in Le-Puy-en-Velay (Haute Loire), F.  Der Standort liegt  nur etwa 100 m vom Bahnhof, aber mit Höhenunterschied tiefer gelegen, welcher ein Gleisanschluss verunmöglichte. Mitten in der Stadt wurde der Platz knapp, die Verkehrsanbindung und die Emissionen zunehmend problematisch. Der Standort wurde daher zwischen 1963 und 1970 zugunsten von Issoudun aufgegeben. Die Fabrik wurde abgerissen, aber das Direktorenhaus (links im Bild) steht heute noch.

2019 Das ehemalige Direktorenhaus von Le Puy an der Rue de la Gazelle 15 steht immer noch weitgehend in Originalform - nur rechts hinten ein kleiner moderner Anbau - und wird heute als einfache Herberge "Gite de la Gazelle" genutzt.


MALZFABRIK IN NITRA (SLOVAKEI)

1887 folgte die Fabrik in Nitra (damals Ungarn, heute Slovakei) unter dem Namen "Malátát Gyártó Társaság", nach 1929 "Malzfabrik Eckenstein & Co. A.G. Nitra CSR (bis 1944?). Die Gebäude stehen weiterhin, wurden bis 1997 von der Brauerei Corgon genutzt und dann von Heineken Slovensko übernommen, 2004 jedoch als Betrieb aufgegeben. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden sukzessive umgenutzt.

Ein Grossteil der Gebäude stehen heute noch - Ecke Spitalska Streda 2 (links) und Stefanikova Trieda 71 vorne - auf altem Bild oben ist Ansicht aus Osten

Aktuelle Situation Nitra Bilder Sept. 2022

 Ansicht von Norden - an der Spitalskaia Streda 2 Nebengebäude wie im alten Bild  links

Ansicht aus Osten von der Hauptstrasse Stefanikova Treda 71.  Links vorne das später, aber vor ca. 1905 gebaute Direktorenhaus, heute Restaurant "Friends and Rosario" Restaurant" rechts die auffallenden Kamine der ehemaligen Malzfabrik.

Gartenwirtshaft mit direktem Blick zu den Schornsteinen der Malzfabrik

Ansicht der Fabriksruine aus Süden. (Kein Zugang)

Weiter südlich sind anschliessend die als Büros umgenutzte Räumlichkeiten der ehemaligen Brauerei Corgon, später durch Heineken Slovensko übernommen, bevor sie an diesem Standort ganz geschlossen wurde.


LAGER UND VERKAUF IN DIJON (F)

1891 -1917 wurde in Dijon, F in einem Mietobjekt eine Filiale mit  Lager und Verkauf betrieben. Während dem ersten Jahr wurde auch Cafemalz gebraut durch August Eckenstein, der anschliessend nach Issoudun in die neue Malzfabrik Fabrik zog.(siehe unten)


MALZFABRIK ECKENSTEIN in  DINGLINGEN (D)

1893 wurde die Malzfabrik in Dinglingen-Lahr, D gekauft, welche 1891 erbaut worden war. Diese Fabrik steht heute noch in wenig veränderter Form und produzierte bis 2023 weiterhin Malz unter dem Namen "Malzfabrik Eckenstein & Co. GmbH". Die Malzfabrik Eckenstein & Co wurde 1929 als Kommanditgesellschaft gegründet für die Weiterführung und 1934 in GmbH umgewandelt mit Minderheits- Beteiligung des langjährigen deutschen Mitglieds der Geschäftsführung.  Seit 1981 unter deutscher Mehrheit. Rudolf Eckenstein-Aemmer war als letzter Vertreter der Familie Eckenstein noch von 1934 bis 1949 Mitglied der Geschäftsführung des Dinglinger Standorts und seither ist die Familie Eckenstein ganz aus dem Malzgeschäft ausgestiegen.

Dinglingen Lahr, 2004 

Der urprüngliche Dreieckige Dachaufbau an der Front war im zweiten Weltkrieg während der Bombardierung des nahen Bahnhofs beschädigt worden und wurde in den fünfzigerjahren abgetragen. 2023 wurde die Produktion eingestellt.


MALZFABRIK IN ISSOUDON (F)


1893 wurde die neu erstellte Fabrik "Malterie Franco Suisse" in Issoudun (indre) F in Betrieb genommen. Die beiden Fabrikgebäude in der Mitte und rechts im Bild stehen weiterhin am ursprünglichen Ort in leicht veränderter Form und mit vielen Anbauten. Das Direktorenhaus links wurde jedoch entfernt zugunsten Manövrierfläche für die Sattelschlepper.       Auch diese Malzfabrik ist unter gleichem Namen noch voll in Betrieb mit dem ursprünglichen Namen plus dem Namen Axereal sowie dem der jetzigen Besitzer: der belgischen Boortmalt Gruppe (siehe www.boortmalt.com)

Aktueller Stand 2019:

2019 Issoudun - Strassenseite 47, rue des Allouettes. 

2019 Issoudun - Gegenüber den beiden oberen Bildern ist auf der rechten Seite das Bahngeleise kurz vor dem Bahnhof. Auf dieser Seite sind im unteren Bereich relativ frühe Anbauten sichtbar mit gleichem klassischem Fenstermuster. Oben neuere Aufstockungen. Die Fimenbezeichnung "Malteries Franco Suisses" ist gerade noch lesbar.  Bei der Übernahme durch die französische Mehrheit 1929 wurde die Firmenbezeichnung mit dem Detail "Malteries" mit dem Mehrzahl "s" am Schluss ergänzt (Le Puy und Issoudun), während die ursprüngliche Schweizer Bezeichnung bei der Gründung von Le Puy mit Malterie festgelegt worden war. Die Schweizer Minderheitsbeteiligung blieb noch bis 1934 bestehen in den Büchern der Liquidationsmasse.

2019 Rund um Issoudun - Gerstenfelder, soweit das Auge reicht


GESELLSCHAFT FÜR MALZFABRIKATION

Titelblatt einer Broschüre für die Weltausstelltung in Mailand 1906

Expansion in Europa und Blütezeit (1881-1913)

Die 1890 als AG konstituierte "Gesellschaft für Malzfabrikation"  (Malterie Franco-Suisse) ging hervor aus der ursprünglich von Caspar Eckenstein-(Laederich) mit Falkeisen in Basel gegründeten Firma  Ihre Blütezeit erlebte die Firma bis 1913 mit internationaler Expansion in Europa. Die Firma überstand auch die schwierige Zeit während des ersten Weltkriegs dank anhaltendem Bedarf an Malz.


1890 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das rasche Wachstum verlangte nach geeigneter Organisation und Finanzierung. Das anfängliche Aktienkapital betrug 1.6 Mio CHF (3'200 Aktien zu 500.-).Oben im Bild eine Gründeraktie mit anfänglich 250.- CHF. Später wurden weitere 150.- und 100.- einbezahlt zum endgültigen Nennwert von 500.-. 

1912 wurden weitere 800 Aktien zu 500.- ausgegeben mit denen das Kapital auf 2 Mio CHF erhöht wurde. Gleichzeitig wurden zusätzlich Obligationen (Tranche D: 500 Obligationen zu 1'000 CHF) ausgegeben. Damit wurde die starke Expansion ins Ausland in CHF finanziert. 

Niedergang 1914-1929  (1. Weltkrieg und Wirtschaftskrise)

Die Finanzierung in CHF war kein Problem in der Zeit vom Goldstandard und fixen Währungskursen. Mit dessen schrittweisen Aufhebung kamen die Kurse aber unerwartet stark ins Rutschen. So verlor die wichtigste Beteiligung in Frankreich zwischen 1914 und 1924 ca. 80% an Wert und die Erträge aus Frankreich schrumpften in CHF ausgewiesen drastisch und konnten die Zinsen für die finanziellen Verpflichtungen in CHF nicht mehr decken. Die Abwertung der Deutschen Mark eskalierte 1923  ins unermessliche und auch die Slovakei bot nur noch Probleme. Diese starke Entwertung der Auslands- Beteiligungen und die Rezession von 1929 sowie auch die zunehmende Konzentration der Malzherstellung in den Grossbrauereien haben die Reserven mit grossen Verlusten rasch aufgebraucht. Eine zusätzliche Anleihe von 1 Mio CHF zu 6% Zins im Jahre 1925 hat zwar vorerst das Finanzloch gestopft, war aber weil in CHF eher kontraproduktiv und hat 1929 zur Nachlassstundung und zur schrittweisen Liquidation der "Gesellschaft für Malzfabrikation" geführt. 

Rettung der Arbeitsplätze

Durch Verkauf an lokale Investoren konnte das gravierende Finanzierungsproblem 1929-1934 gelöst werden und die Betriebe und Arbeitsplätze an allen Standorten gerettet werden unter weitgehendem Verlust für die Aktionäre und Obligationäre in CHF. - An der a.o. GV vom 16.12.1929 wurde die Liquidation und Auflösung der "Gesellschaft für Malzfabrikation AG" beschlossen. Damit konnte ein Konkurs abgewendet werden und der Fortbestand der Standorte und Arbeitsplätze gesichert werden.

1929-1934 Aus der Liquidation der "Gesellschaft für Malzfabrikation" und deren Zersplitterung und Verkauf entstanden neue Firmen. Die nun in französchichen Mehrheit operierende "Malteries Franco-Suisses in Issoudun und Le-Puy, die "Malzfabrik Eckenstein & Co AG Nitra" und die "Malzfabrik Eckenstein & Co GmbH" in Dinglingen. Zusätzlich entstand die Hopfen & Malz- Handelsfirma "Eckenstein & Co" in Basel (ab 2019 in Grandson VD) und die Maltek Holding Co. AG in St. Gallen. Mit Rudolf Eckenstein-Aemmer (1893-1965) kommt die Geschichte der Familie Eckenstein im Malzgeschäft in 4. Generation zu Ihrem Ende, als er zwischen 1944 und 1949 seine Tätigkeit beendete und die letzten Anteile der Familie veräusserte.

AKTUELLER STAND

Stand 2024: Soweit bekannt sind noch 2..3 Firmen operativ tätig:


1) Die "Malteries Franco Suisses" in Issoudun, F (auch unter dem Namen - Bortmalt - Axereal Gruppe) ist eines der grössten europäischen Malzproduzenten und hat stark expandiert.

2) Die Malzfabrik Eckenstein & Co in Dinglingen-Lahr hat 2023 ihre Produktion eingestellt.  

3) Die Handelsfirma Eckenstein & Co,CH operiert seit 2019 in Grandson VD an neuem Standort.https//malt-houblon.ch  


--> Weitere Informationen zu diesen Fabriken und oder Firmen nimmt der Autor über das Kontaktformular gerne entgegen,

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